News
Koffer für Cancun gepackt
In einer Woche fällt in Mexiko die Entscheidung, ob Oberstdorf im fünften Anlauf nordische Titelkämpfe ausrichten darf. Auch Klappstühle spielen dabei eine Rolle
Im Büro der Skisport- und Veranstaltungs-GmbH unmittelbar neben den Oberstdorfer Skisprungschanzen sieht es an diesem Mittwoch-Nachmittag ungewohnt chaotisch aus. Hier zahlreiche Kartone mit Sonnenbrillen, da einer mit Pins und Aufklebern. Hier große Plakatrollen, da ein Stapel Informationsbroschüren. Der Skiclub-Vorsitzende Dr. Peter Kruijer zerlegt Klappstühle, Stefan Huber von der Skisport- und Veranstaltungs-GmbH quetscht noch vier Murmeltier-Maskottchen in die rote Sporttasche. Und Dominik Fritz, Hubers Stellvertreter, checkt gerade, wem von der Oberstdorfer Reisegruppe er noch ein paar Kilo Gepäck aufs Auge respektive in den Koffer nach Mexiko drücken kann. Zwölf Personen stark ist die Oberstdorfer Bewerbungs-Delegation, die großteils am Freitag die Reise zum Kongress des Internationalen Skiverbandes FIS nach Cancun antritt. Dort soll im fünften Anlauf endlich die Nordische Ski-WM ins Allgäu geholt werden.
Bekommt der Deutsche Skiverband mit Oberstdorf den Zuschlag, finden im Februar 2021 nach 1987 und 2005 zum dritten Mal die Titelkämpfe für Skispringer, Langläufer und Nordische Kombinierer in Oberstdorf statt. Etwas selbstironisch sagt Kruijer: „Erfahrung mit WM-Vergaben haben wir ja reichlich. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir bestens vorbereitet nach Mexiko reisen. Jetzt müssen wir unser Schicksal in die Hände der FIS-Vorstandsmitglieder legen und hoffen, dass es dort ein Einsehen gibt, dass die WM unbedingt nach Oberstdorf muss.“
Stefan Huber ist zuversichtlich, weiss aber auch, dass die Mitbewerber Planica (Slowenien) und Trondheim (Norwegen) „sehr starke Konkurrenten sind die nicht unterschätzt werden dürfen". Bereits vor zwei Jahren beim Kongress im spanischen Barcelona erlebten die Oberstdorfer leidvoll, dass bei den FIS-Oberen das Prinzip „Die sind jetzt aber mal dran“ nicht mehrheitsfähig ist. Sie gaben Seefeld/Tirol bei der ersten Kandidatur den Zuschlag.
Nun heißt es erneut, der internationalen Skifamilie die Vorzüge Oberstdorfs nahezubringen. Das ganze Bewerbungsteam hat sich mächtig ins Zeug gelegt, um den Auftritt der Oberstdorfer in Cancun unter ein gleichsam informatives wie unterhaltsames Motto zu stellen.
Murmeltier Max in der Hauptrolle
Auf der Präsentationsfläche sowie beim abschließenden 15-minütigen Vortrag wird Murmeltier Max, das bereits vor zwei Jahren als Maskottchen mit frechen Sprüchen für Aufmerksamkeit sorgte, die Hauptrolle spielen. „I’ll be back“ (Ich bin zurück) steht auf den Plakaten. Und die zusammenklappbaren Regiestühle werden sinnbildlich dafür stehen, dass der 17-köpfige FIS-Vorstand (darunter DOSB-Präsident Alfons Hörmann aus Sulzberg) darüber Regie führt, ob die fünfte Kandidatur Oberstdorfs nicht wieder ein Drama wird – sondern endlich der erhoffte Kassenschlager...
Text/Bild: Allgäuer Anzeigeblatt und SVG